Geo-Logisch: Gegenwart als Schlüssel zur Vergangenheit
Der schottische Naturforscher James Hutton beobachtete natürliche Vorgänge wie Sedimenttransport oder die Erosion durch fließendes Wasser. Er erkannte, dass bestimmte Prozesse typische Strukturen und Formen entstehen lassen und schloss daraus, dass dies auch in der Vergangenheit so war. So entdeckte er das geologische Prinzip des Aktualismus.
So wie der Fund eines fossilen Fisches beispielsweise mit hoher Sicherheit auf einen vergangenen See oder ein Meer hindeutet, da fossile Tiere vermutlich ähnlich wie heute noch lebende Verwandte lebten, so weisen verschiedene Sedimentstrukturen auf bestimmte Ablagerungsbedingungen hin. Da man heute am Meer beobachten kann, dass sich feinkörniger Schlamm nur an Orten mit wenig Strömung ablagert, kann man bei feinkörnigen Kalksteinen vermuten, dass sie wohl unter ähnlichen Bedingungen entstanden sind.
Diese Erkenntnis macht Gesteine und Fossilien zu Boten aus der Vergangenheit und die Schwäbischen Alb zu einem Lehrbuch der Erdgeschichte: Ein gutes Beispiel ist das Heldenfinger Kliff, hier fallen eine horizontale Einkerbung und zahlreiche gleichförmige Löcher auf. Heute entstehen ähnliche Strukturen an den Felsen von Steilküsten, sie sind oft von Löchern bohrenden Muscheln besiedelt und die Meeresbrandung lässt eine auffällige Brandungshohlkehle entstehen. Da man annimmt, dass das auch in der Vergangenheit so war, kann das Heldenfinger Kliff heute noch genau den Verlauf der Küste des schon vor Millionen von Jahren verschwundenen Molassemeeres anzeigen.